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Oryctes nasicornis |
VEREIN HIRSCHKÄFER |
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Rettungsaktion für Nashornkäferlarven, die nach über 20 Jahren erstmals wieder im Raum Liestal gemeldet wurden. Dieses Logbuch zeigt wie der Verein Hirschkäfer arbeitet.
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Am
13.09.2013 18:13, schrieb T.N. mit dem Kontaktformular an den Verein
Hirschkäfer:
Guten Tag Gerne sende ich Ihnen noch weitere Fotos wenn eine bestimmung von Larven überhaupt möglich ist :-)Grüsse aus dem Schwarzbubenland T.N. . |
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Am 13.09.2013 um 22:21 schrieb Daniel Ambühl zurück: Grüezi Frau N. Besten Dank für die Zusendung ihrer Fotos. Ihre eigenen Recherchen haben sie auf die richtige Fährte gebracht. Ich würde jetzt von den Fotos her sagen, dass es eine L3-Larve einer Dynastidenart ist. Und da Dynastiden bei uns in der Schweiz nur mit einer Art vertreten sind würde ich sagen es ist der Nashornkäfer Oryctes nasicornis.Bitte sammeln sie die Larven ein. Die Tiere sind bei uns in der Schweiz selten. Für eine erfolgreiche Verpuppung benötigt eine Larve ca. 3-5 Liter Substrat, Hälfte Kompost Hälfte weissfaules Holz. Nicht zu warm lagern! Maximal 24 Grad. Behälter vor Sonnenenstrahlung schützen.Ihre Bemerkung "Tannigem" Totholz ist interessant. Sind sie ganz sicher dass es Nadelholz ist? Welche Baumart? Dürfte ich bitte davon auch noch ein Foto zu sehen, oder dass sie mir ein Muster aufbewahren. Auch ein Bild des Fundortes ist interessant. Ich plane aber am 19. September eine Tour in ihre Gegend. Wenn es sich ergibt, könnte ich dabei auch bei Ihnen vorbeischauen.Nochmals Danke für die Anfrage mit besten Grüssen Verein Hirschkäfer . |
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Am 13.09.2013 23:25, schrieb T.N. Ok das wär natürlich hammermässig wenn das so ein "cooler" Käfer gibt und nicht bloss "normale" Engerlinge sind....Hab den gärtner informiert, gehe morgen alles einsammeln, anscheinendsind es wirklich viele. Hab aber noch eine zusätzliche info erhalten: der fundort war in gehäckseltem holz, aber nur im holz nicht im übrigen kompost. Kann das trotzdem sein dass es nashornkäfer sind? Das tannige Holz hat dutzende jahre in unserem garten gelegen/gestanden und nun meldet sich der gärtner bzw. der mensch der das zeug gehäckselt hat... Das wäre ja echt eine sensation...!Rufen sie mich doch morgen an. Selber habe ich den Fundort leider nicht gesehen und der gärtner anscheinend auch nicht. Er wurde informiert von dem typen der die Tannen weiter verarbeitet hat... Da die Tannen unserem Haus weichen mussten, kann der ursprüngliche Ort auch nicht mehr besichtigt werden.Liebe grüsse und bis morgen T.N. . |
![]() Bild: T.N. mitgeschickt mit dem Email |
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In
diesem Haufen gehäckseltem Rottannenholz wurden die Larven gefunden.
An diesem Ort wurden letztmals vor 1990 Funde gemeldet. Die Art ist auch sonst in der Schweiz nur vereinzelt im Grossraum Basel entlang des Doubs, im Wallis und im Südtessin verbreitet. |
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Das
Substrat besteht aus gehäckselten Ästen und Nadeln mehrerer Rottannen,
die vor zwei Jahren gefällt wurden. Das heisst, dass der Kompost
eineinhalb Jahre alt ist und auch schon umgeschichtet wurde, weil das
Material verwendet wird um gemischt mit Torf in Moorbeeten eingesetzt zu
werden. Dabei wären natürlich die Larven respektive die Puppen
vernichtet worden.
Glücklicherweise haben die Finder richtig reagiert. In diesem Substrat wurden auch Larven des Rosenkäfers Cetonia aurata gefunden. Interessant ist die Beobachtung, dass das Substrat aus Nadelholz offenbar den Larven bei hrer Entwicklung nicht geschadet hat. In Züchterkriesen ist nämlich die Meinung vorherrschend, dass Nadelholzsubstrate ungeeignet sind für die Zucht von Käfern. |
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Die Larven von Oryctes nasicornis sind in im L3-Stadium 5-8cm lang und rund 10 Gramm schwer. Sie sind also recht auffällig. Der Komposthaufen beherbergte eine grosse Zahl solcher Larven. Einige wurden noch vor unserem Eintreffen an Fische verfüttert. | ||
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Oryctes
nasicornis ist in der Schweiz und im EU-Raum eine geschützte Art, die
also - auf dem Papier - nicht aus der Natur entnommen werden darf. Man
darf sie auch nicht in Zucht halten, was wiedersinnig ist, weil Natur-
und Umweltschutz mit der Kenntnis der Arten und Lebensweisen und
Habitate steht und fällt. Diese Kenntnis kann nur empathisch vermittelt
werden mit unmittelbarer Begegnung mit diesen Lebewesen und mit
Beobachtungen ihrer Entwicklung, in Schulen wie auch zuhause, oder im
Garten. Daher setzt sich der Verein Hirschkäfer dafür ein, für Schul-
und Forschungsprojekte, sowie für Naturlehrpfade usw. auch geschützte
Käferarten, die ganz einfach nachzuzüchten sind, zur Verfügung
stellen zu dürfen.
Ohne das Interesse der Personen, die diesen Fund gemeldet haben, hätten alle Larven als Fischfutter geendet und ihr Habitat wäre vernichtet worden.
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Die
Kopfkapsel von Oryctes nasicornis misst ca 10mm. Der Fund wurde online gemeldet, um in der Verbreitungskarte diese Wiederentdeckung des Nashornkäfers im Raum Liestal einzutragen. Die beteiligten Personen werden am Fundort eine Tafel anbringen und auf die Umsetzung des Komposthaufens verzichten, solange darin Larven des Nashornkäfers zu finden sind.
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Die Verbreitungskarte des Nashornkäfers in der Schweiz im Internet. Klar erkennbar sind die Häufungen bei Basel im Wallis und Tessin. | ||
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Gelb
sind Fundmeldungen vor 1990. Rot sind Fundmeldungen nach 1990. Die Fundmeldungen haben seit 1990 klar abgenommen. Das hat vielleicht mit dem Vorkommen der Tiere gar nichts zu tun sondern vielleicht vielmehr mit den Menschen, die sich für diese Tiere interessieren, die immer weniger werden. Die Aufnahme stammt vom 14.9.2013. |
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Wer findet die drei Unterschiede zur obigen Karte. Diese Aufnahme stammt vom 24.11.2013. In zwei Monaten wurden also wieviele Neumeldungen des Nashornkäfers registriert? | ||
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Interessanterweise wurden nur im Raum Basel in diesem Jahr Nashornkäfer neu gemeldet. Weshalb wohl? Hier noch mit der genauen Fundmeldungsangabe (unten). | ||
Copyright Daniel Ambühl, 2013 | |||
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