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Sachkundenachweise
sind heute in der Schweiz obligatorisch für Hundehalter oder Angler,
aber auch für Halter von Frettchen und eventuell bald schon für andere
Tiere (Schlangen, Gifttiere, Chamäleons usw.)
Auch f'ür die Haltung
von exotischen Kärferarten, die zum Teil in ihren natürlichen
Habitaten bedroht und geschützt sind, ist ein Fachwissen notwendig.
Bisher wird für die Haltung von wirbellosen Tieren kein
Sachkundenachweis verlangt. Auch sind Halter von Käfern nicht
meldepflichtig. Das ist auch kaum praktikabel, denn der Handel mit
lebendigen Tieren geschieht hauptsächlich via Internet auf dem Postweg
oder an Börsen. Ausserdem sind fast alle Halter von Käfern zugleich auch
Züchter.
Der Verein Hirschkäfer
vertritt dazu folgenden Standpunkt.
Käfer
als Haustiere sind trendy
Die Haltung von Käfern als Haustiere entspricht einem stets zunehmenden
Bedürfnis. Ausgehend von Japan und Taiwan hat sich die Haltung von
Käfern seit dem Jahre 2000 auch in den USA und Europa verbreitet. Es
sind erste deutsche Bücher und Magazine und einge Internetshops
entstanden. Das kommerzielle Interesse ist jedoch noch gering. Käfer
haben in Zoohandlungen kaum Einzug gehalten, weil damit keine rentablen Umsätze zu
erzielen sind. Der Handel läuft fast ausschliesslich über
Internet.
Käferhaltung ist
sinnvoll
Im Vergleich zu anderen Haustieren bietet die Haltung und Zucht von
Käfern entscheidende Vorteile.
Die Tiere belasten den öffentlichen Raum nicht, insbesondere im
Vergleich mit den 470'000 Hunden und den 1,38 Millionen Katzen, die
zurzeit (2013) in der Schweiz leben.
Die Haltung ist ökobilanzgünstig: Das Futter besteht für die Larven
aus verrottetem Laub und weissfaulem Holz, für die Käfer aus Früchten
und Zuckersirup. Bei der Haltung entstehen praktisch keine
Treibhausgase.
Tropische Käfer und ihre Larven können im urbanen Raum problemlos in
Wohnungen gehalten werden.
Die Fäkalien von Käferlarven stinken nicht. Was übrig bleibt ist
bester Humus und kann direkt für die Zucht von Pflanzen verwendet
werden.
Käferlarven können bei richtiger Haltung monatelang ohne
Substratwechsel bestens gedeihen. Es müssen keine
"Tierpfleger" zum Ensatz kommen bei längeren Abwesenheiten
(Ferien usw.)
Käferhaltung ist
günstig
Die Kosten für die Haltung von Käfern und Käferlarven sind gering. Je
nach Art betragen die Anschaffungskosten 3-30 Franken pro Larve und
20-100 Franken pro Käferpaar. Die Larven können in Plastikboxen von
maximal 5 Litern gehalten werden, Käfer in Terrarien von rund 100 Liter
Inhalt. Das Futter kann im Wald und Garten selber beschafft werden.
Verrottetes Laub und weissfaules Holz ist in der Schweiz keine
Mangelware.
Die Haltung einer tropischen Käferlarve kostet pro Jahr ca. 10-40
Franken. Käfer leben meist nur einige Monate und benötigen zur
Ernährung altes Obst und Zuckerwasser.
Im Vergleich: Die Haltung eines Hundes kostet in der Schweiz pro Jahr
mindestens 4000 Franken, die Haltung einer Katze mindestens 2000 Franken; von zusätzlichen Tierarztkosten und Unterbringungen in
Tierheimen usw. gar nicht zu sprechen. Die Schweizer Hundehalter geben
jedes Jahr für ihre Tiere mindestens 2,5 Milliarden Franken aus -
das ist genau soviel, wie die Schweiz an öffentlicher Entwicklunshilfe
bezahlt (Stand 2011/2012). Und gerade nochmals soviel geben die Halter
für Katzen in der Schweiz jährlich aus, nämlich nochmals ca 2,5
Milliarden Franken.
Käferhaltung ist
gesundheitlich unbedenklich
Die Haltung grösserer Säugetiere wie Katzen und Hunde in urbanen
Räumen ist in der derzeitgen Zahl höchst problematisch. Leider ist
dieses Thema selbst unter Veterinärmedizinern ein politisches Tabu. Die
Facts kennt man, aber daraus die naheliegenden Schlüsse zu ziehen und
Entscheide zu fällen ist zu unpopulär in unserer heutigen
Politlandschaft. Keiner will das Thema anfassen. Fragt man aber etwas
genauer nach, zeigt sich ein höchst bedenkliches Bild wie die
massenhafte Haltung grosser (fleischfressender) Tiere in den Städten
gefährliche hygienische Probleme schafft. Das harmloseste sind dabei
noch die 10 % Katzenallergiker, die es heute (Stand 2013) in der Schweiz
gibt. Die als Haustiere in Frage
kommenden Käferarten sind demgegenüber gesundheitlich für
Menschen unbedenklich. Sie sind nicht giftig, hinterlassen keine
gefährlichen Keime und sind nicht als Übertrager von Krankheiten
bekannt. Es sind keine Allergien bekannt, die im Kontakt mit solchen
Käfern entstehen ( im Unterschied zu Teppichkäfern und Speckkäfern,
die manchmal ungewollt als "Haustiere" aufttreten).
Käferhaltung ist
gesellschaftlich erwünscht
Viele Käferarten sind in der Schweiz, aber auch weltweit bedroht. Mit
der Haltung von Flaggschiffarten als Haustiere oder deren Präsentation
in Zoologischen Gärten und Ausstellungen kann auf den Verlust ihrer
Habitate aufmerksam gemacht werden. Die Wirkungen der menschlichen
Eingriffe in Natur und Landschaft werden dadurch transparent. Mehr noch
als der kaum bekannte Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) ist der
Hirschkäfer Lucanus cervus cervus DIE Flaggschiffart der Schweizer und
der Europäer Käferwelt. Leider beruht der Schutz dieser Tiere wie üblich im
Naturschutz zuerst einmal reflexartig aus Verboten, weil sie am
einfachsten auszusprechen sind und nichts kosten. Man darf die Tiere nicht sammeln, nicht
halten, nicht mal züchten ! Aber die Habitate verschwinden trotzdem
ungebremst,
weil es nämlich die Gärtner, Förster und Grünflächenfachleute
entweder nicht interessiert oder sie einfach davon gar nichts wissen,
weil - wenn überhaupt - Käfer in ihrer Ausbildung nur immer als
Schädlinge besprochen wurden. Derselbe Staat, der die Verbote
ausspricht, bemüht sich nicht einmal darum, denjenigen, die die
Habitate der Tiere zerstören, eine entsprechende Ausbildung
vorzuschreiben oder anzubieten (Gärtner, Baumpfleger, Förster,
Landwirte, Waldbesitzer, Gemeinden). Daran erkennt jeder denkende Mensch
schnell den
"Ernst" solcher Schutzverbote!
Leider ist fast dasselbe zu sagen bei
vielen Amphibien und kleinen Reptilien der Schweiz, die dazu noch
ironischerweise in Massen von unseren Hauskatzen gefressen werden, für
die es keinerlei Haltungszulassungen gibt und keinerlei
Sachkundenachweise bedarf. Das Märchen von den Insektensammlern als den Schuldigen am Verschwinden
seltener Insekten ist zwar unterdessen sogar wissenschaftlich widerlegt.
Aber es ist immer noch einfacher an einem Bürotisch ein Papier zu
unterschrieben, das zum Beispiel den Satanskäfer (Dynastes satanas)
unter Schutz stellt, als den internationalen Konzernen zu verbieten,
ihre Habitate, die tropischen Regenwälder, abholzen um darauf Ölpalmen
für unsere Rechaudkerzen oder Sojaplantagen zu errichten als Tierfutter für Rinder und Hühner, die
bei uns dann verarbeitet wieder im Regal für Hunde- und Katzenfutter
auftauchen.
Die Zucht und Haltung von Hirschkäfern an Schulen könnte viele
wichtige Inputs geben für das Verständnis der Zyklen der Natur, über
den Abbau von Totholz durch Pilze und Käfer zu wertvollem Humus. Ebenso
wie die Zucht von Fröschen im Schulzimmer ( früher - muss man jetzt
schon sagen ) für den Naturschutz tausend Mal mehr gebracht hat, als
unseren heutigen Kindern zu verbieten Tümpel und Weiher zu betreten und
die Kaulquappen zu "stören".
Ich weiss nicht mehr von wem der Satz stammt aber er ist sehr treffend:
"Jede Kaulquappe, die in einem Schulzimmer gestorben ist, hat für
den Umweltschutz mehr getan als ihre Artgenossen im Tümpel."
Freiwilliger
Sachkundenachweis für Käferhalter
Der Verein Hirschkäfer bietet Kurse an zum niederschwelligen Erwerb von
Sachkunde zur Haltung und Zucht von Käfern. Wir stellen auch
"Diplome" aus, nicht weil sie gesetzlich verlangt werden,
sondern weil wir Personen damit auszeichnen möchten, die sich Zeit und
Mühe genommen haben zu Gunsten des Wohlbefindens ihrer Käfer-Haustiere
eine Ausbildung zu absolvieren. Gleichzeitig dient die Ausbildung dazu
interessierte Menschen zu vernetzen und zur Vermehrung unseres Wissens
über die Zucht und Haltung von Käfern und zum Schutz ihrer
natürlichen Habitate anzuregen.
Bessere
Sachkunde-Ausbildungen für Förster, Naturschützer, Oekoplaner,
Zöllner, Politiker
Um Habitate zu schützen muss man die Bedürfnisse der Käfer kennen.
Diese Bedürfnsse sind nur anhand von Forschungen in der Praxis von
Zucht und Haltung der Tiere zu eruieren. Dasselbe gilt für die
Wiederansiedelungsprojekte. Es nützt nichts unverrottete Eichenhölzer
zu vergraben und auf die Ankunft eines Hirschkäfers zu warten. Erstens
fressen Hirschkäferlarven nur weissfaules Holz, zweitens keineswegs
nicht nur von Eiche und drittens fliegt ein Hirschkäfer in seinem Leben
nur rund einen Kilometer weit von seinem Geburtort weg. Ausserdem sucht
ein Hirschkäfer nicht weissfaules Holz, sondern ein Weibchen. Folglich
muss man für erfolgreiche Ansiedelungen die Larven an geeigneten Orten
ansiedeln. Aber die darf man ja nicht züchten, weil man die Tiere nicht
halten darf .. usw...
Durch den zunehmenden grenzüberschreitenden Handel mit Käfern und
Käferlarven sind auch bei Veterinären und Zöllnern Sachkenntnisse
notwendig.
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